Gi Group Holding und JOBLINGE ziehen an einem Strang, wenn es darum geht, jungen Menschen echte Perspektiven im Ausbildungsmarkt zu eröffnen. Im Gespräch mit Martin Klingen und Georgina Heyland geht es um Wirkung, persönliche Motivation und warum diese Zusammenarbeit mehr ist als ein klassisches CSR-Projekt.
Wie kam der Kontakt zwischen der Gi Group Holding und JOBLINGE zustande. Warum passt diese Zusammenarbeit aus eurer Sicht so gut?
Martin: Ich habe die JOBLINGE in einer früheren Zusammenarbeit und aus Berichten von Kolleg:innen kennengelernt und ihre Aktivitäten in den letzten Jahren mit großen Gefallen beobachtet. Aus meiner Sicht sind die JOBLINGE und die Gi Group Holding als Personaldienstleister ein „Perfect Match“, denn wir teilen die gleiche Mission: Menschen in Ausbildung und nachhaltige Arbeit zu bringen und damit zur Entwicklung des Arbeitsmarktes zu beizutragen. Den Kontakt zu Georgina habe ich jetzt proaktiv aufgenommen, sozusagen eine umgekehrte Kaltakquise.
Georgina, was macht JOBLINGE aus deiner Sicht einzigartig im Hinblick auf die Begleitung junger Menschen?
Georgina: Wir gehen auf die Bedürfnisse unserer Teilnehmenden ein. Sie werden nicht vermittelt, um der Vermittlungswillen, sondern passgenau nach ihren Kompetenzen, Wünschen und Bedürfnissen. In unserem Programm erhalten sie die Möglichkeit sich in verschiedenen Praktika auszuprobieren und können ihre Fähigkeiten in verschiedenen Workshops und anderen Angeboten ausbauen. Out of the box Angebote, wie eine Kunstwoche oder ehrenamtliches Engagement zu Beginn des Programms tragen maßgeblich zu dem Erfolg der Vermittlung bei. Die Jugendlichen wachsen über sich hinaus, in dem sie Herausforderungen annehmen und daraus lernen.
Die Zahlen zeigen eine starke Wirkungskette von Aktivierung bis Ausbildungsabschluss. Welche Elemente sind für euch besonders entscheidend, damit Jugendliche wirklich im Arbeitsmarkt ankommen?
Georgina: Im Grunde genommen sind alle Elemente des Programms entscheidend für das Ankommen im Arbeitsmarkt. Jede Phase ist durchdacht und erprobt. Sei es das Beweisen des persönlichen Commitments zum Programm mit einem ehrenamtlichen Engagement zu Beginn des Programms, Unternehmensbesuche und Recherchen, um das Angebot an Ausbildungen kennenzulernen, Erprobung in Praktika oder die 1:1 Begleitung durch eine:n externe:n Mentor:in. Alle Elemente zahlen auf den Erfolg ein.
Die Gi Group Holding unterstützt JOBLINGE in diesem Jahr mit 10.000 Euro. Wo entfaltet eine solche Spende erfahrungsgemäß den größten Impact?
Georgina: Da wir an allen Standorten zu ca. 40% und in der Dachorganisation sogar zu 100% spendenbasiert arbeiten, sind alle Spenden für uns unglaublich wichtig. Projektbezogene, wie auch freie Spenden zahlen alle auf den Impact ein, Jugendliche in Arbeit zu vermitteln. Besonders wichtig sind Spenden, die klassische Overhead Kosten mitabdecken. Diese Art der Spende ist leider schwierig zu bekommen, aber essentiell, um unsere Arbeit erfolgreich weiterführen zu können. Ohne Personal und ohne Räumlichkeiten, kein Programm.
Martin, was war für euch der ausschlaggebende Punkt, JOBLINGE im Rahmen der Weihnachtsaktion auszuwählen?
Martin: Als Gi Group Holding nehmen wir eine große soziale Verantwortung für die Gesellschaft wahr. Im Rahmen unserer CSR-Aktivitäten unterstützen wir weltweit seit vielen Jahren gemeinnützige Organisationen. Dabei ist uns die Nähe zu unserem Kernthema, der Weiterentwicklung des Arbeitsmarktes wichtig.
Viele junge Erwachsene erreichen die vorhandenen Unterstützungsangebote nicht mehr. Welche strukturellen Barrieren seht ihr aktuell am deutlichsten? Wie adressiert JOBLINGE diese?
Georgina: Viele Jugendliche haben den Bezug zu Jobcenter oder Agentur für Arbeit verloren. Eine große Gruppe davon befindet sich in den sogenannten NEETs (not in employment, education or training). JOBLINGE hat als direkte Konsequenz hierauf PLAN A gegründet. Eine Maßnahme, die Jugendliche anspricht und für Ausbildung aktiviert. Die Ansprache erfolgt in den Lebensräumen der Jugendlichen, via Social Media oder Straßenansprachen in Einkaufszentren etc.
Wie verändert sich die Lage für Jugendliche, die digital abgehängt oder mehrfach gescheitert sind?
Georgina: Viele der Jugendlichen, die in unser Programm kommen, haben schon viele Misserfolge und Fehlanreize erhalten. Wir haben eine 80% Vermittlungsquote und dennoch sehen sich viele der Teilnehmenden zu Beginn des Programms automatisch bei den 20%, die nicht vermittelt werden. Unser Programm basiert sehr viel auf Stärkung der eigenen Persönlichkeit und Entwicklung von Vertrauen in die eigene Kompetenz. Das Gleiche gilt auch für die digitale Abhängung. Die Jugendlichen werden mit Laptops ausgestattet, können IT-Kurse belegen und werden so für die Berufswelt gestärkt.
Martin: Der Arbeitsmarkt verändert sich durch Digitalisierung und Dekarbonisierung rasant. Dadurch stehen immer weniger Arbeitsplätze für Menschen mit geringen beruflichen Qualifikationen zur Verfügung. Darum engagieren wir uns vielfältig für Aus- und Weiterbildung, zum Beispiel im Verbandsbereich Personalentwicklung des Gesamtverbands der Personaldienstleister. Gerade für junge Menschen, die gleich aus welchen Gründen Herausforderungen beim Einstieg in den Arbeitsmarkt haben, kann die Zeitarbeit Türen öffnen.
Georgina, welche Begegnung oder Geschichte aus deiner bisherigen Arbeit hat dich besonders bewegt oder nachhaltig beeinflusst?
Georgina: Es gibt sehr viele Geschichten, zu viele um alle zu nennen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei jeder Interaktion mit den Jugendlichen inspiriert zurückgelassen werde und ich mich eher frage „Warum seid ihr hier und nicht schon lange von einem Unternehmen aufgeschnappt“. Eine Begegnung, die ich nicht vergessen werde ist zu Anfang meiner JOBLINGE Karriere passiert. Beim Einchecken in ein Hotel in Frankfurt, hat der junge Mann am Empfang gesehen, dass ich von JOBLINGE komme und ganz begeistert berichtet, dass er von uns an das Hotel vermittelt wurde und soeben seine Abschlussprüfung bestanden hat. Er war unglaublich glücklich und wollte sich gleich mit einem Late Check-Out und gratis Wasser bedanken. Es war richtig schön zu sehen, dass sich hier offensichtlich ein Leben sehr positiv entwickelt hatte.
Was motiviert dich persönlich, Jugendliche auf ihrem Weg in Ausbildung zu unterstützen?
Georgina: Die Jugendlichen selbst. Bei jeder Begegnung treffe ich auf tolle Menschen. Ich sehe dann deutlich, dass es einfach nur das Stück Papier, der Lebenslauf, ist, der eben nicht dem Schema F entspricht und deswegen eine Anstellung, oder Ausbildungsplatz verhindert. Dass wir auf Grund von unseren Partnerunternehmen und dem Namen, den wir uns inzwischen gemacht haben, einen Einfluss darauf haben, dass dem Menschen hinter dem Papier eine Chance gegeben wird. Das motiviert mich persönlich.











